23.5.
Ohne das christliche Erbe gäbe es kein friedliches, vereinigtes Europa. Ich weiß, dass diese These provoziert, und natürlich kann man sie nicht beweisen oder widerlegen. Aber ich finde immer wieder Beispiele:
Gehen wir zurück in die Zeit der fränkischen Könige in der Spätantike, die Zeit der Merowinger. Es ist die Zeit als Columban im Frankenreich missionierte. Es gab damals unter den fränkischen Adeligen viele, die ins Kloster gingen. Viele taten das aus reinem Selbstschutz. Es wurden nämlich relativ oft Nachfolge- und Erbschaftsfragen mit Axt und Schwert gelöst und viele Machthaber starben keines natürlichen Todes. Die einzige Möglichkeit, unmissverständlich auf den Anspruch einer Thronfolge zu verzichten und sich in Sicherheit zu bringen, waren die entstehenden Klöster.
Das Christentum hat immer wieder Aussteiger inspiriert. Sie wollten die Spielchen von Macht und Reichtum nicht mehr mitmachen und sehnten sich nach einem Leben in Frieden. Die Klöster waren dafür ein Ort.
Zwei berühmte fromme Aussteiger: Martin von Tours, der vom römischen Ritter zu Bischof St. Martin wurde, in karolingischer Zeit war er der wichtigste Patron im Frankenreich. Im Siedlungsgebiet der Ostfranken wurden viele Kirchen nach ihm benannt.
Und Franz von Assisi. Dem Namen nach ein Franke, Franziscus „der Freie“ – als Sohn eines reichen Tuchhändlers warf er eines Tages seinem Vater seine Kleider – Statussymbol jener Zeit – vor die Füße und ging in die Einsamkeit. Er war der große Aussteiger des Hochmittelalters. Begründer einer neuen Bewegung, die über berühmte Franziskaner wie Bonaventura oder William von Ockham bis in die Moderne unser Leben prägt – mehr davon morgen.