Eines Abends haben wir den Kindern mal wieder die Geschichte von Adam und Eva vorgelesen. Mit der Schlange und der verbotenen Frucht, wo dann die Menschen aus dem Paradies fort müssen.
Meine Tochter fragte: Gäbe es sonst kein Böses auf der Welt? Wir haben uns den Text noch mal genau angeschaut: Es geht bei der verbotenen Frucht um den „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.“ Dabei lohnt es sich, zu schauen, was Erkenntnis im biblischen hebräisch bedeutet: Es bedeutet Erfahrung, Begegnung, experience. Es geht also nicht etwa um Erkenntnis im philosophischen Sinn, wie viele die Stelle deuten, als wollte Gott uns naiv halten. Es geht darum: Menschen meinen, sie müssten alles mal versuchen. Menschen wollen sich nicht vom Schöpfer vorschreiben lassen, was böse ist, dass man es meidet, und was gut, dass man es tut. Sie wollen selbst schlauer sein, selbst „sein wie Gott,“ so sagt es die Schlange.
So kommt das Böse in die Welt. Steht in der Bibel, und ich halte das für ziemlich realistisch. Erinnern Sie sich an den Segen zur Konfirmation?
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade:
Schutz und Schirm vor allem Bösen,
Stärke und Hilfe zu allem Guten,
dass du bewahrt werdest zum ewigen Leben.
Es grüßt Ihr Pfarrer Otto Guggemos
(Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies von Michelangelo (um 1512) in der Sixtinischen Kapelle)