Einsamkeit

25.5.

Ich hab diese Tage einen Artikel von Julia Spanka über Einsamkeit gelesen. Ist ja irgendwie aktuell.

In der Generation der 30-50-jährigen finden sich die meisten Menschen, die einsam sind. Es sind nicht die Alten, die bei uns einsam sind. Jung, dynamisch, der Arbeit nach in ein neues Umfeld gezogen, und zu alt, beim Kennenlernen zu fragen: Möchtest du mein Freund sein? Die Arbeit füllt einen aus, zeitlich und emotional, und dann kommt man abends heim, macht sich ein gemütliches Wochenende mit Netflix und Co, um nach dem Stress der Woche richtig abzuschalten. Einsamkeit tut ja auch gut: Ich brauche auf niemanden Rücksicht zu nehmen, und niemand auf mich.

Einsamkeit kann aber krank machen. Statistisch ist Einsamkeit ungefähr so gesundheitsschädlich wie rauchen. Einsame sind ja nicht weniger sozial eingestellt. Sie sind einfach nur – einsam. Das kann jeden treffen. Und es kann jeden verändern. Gerade die Sensiblen unter den Einsamen beginnen, eine verzerrte Wahrnehmung zu entwickeln. Studien zeigen: Einsame werden zwar empfänglicher für soziale Signale, können sie zwar schlechter interpretieren. Einfach gesagt: Sie nehmen alles wahr und deuten oft, was sie nicht verstehen, als persönlichen Angriff.

Mich hat das der Schluss beeindruckt, den Julia Spanka zieht: „Wir sind alle Ärzte,“ schreibt sie. Gegen chronische Einsamkeit hilft nicht der gutgemeinte Rat-Schlag: „Geh doch unter Leute,“ oder: „Such dir ein Hobby.“ Sondern: Gür die Einsamkeit anderer da sein. Mut fassen, über die „Einsamkeitsmauer“ des Mitmenschen zu klettern und ihm ein Stück Einsamkeit nehmen – das hilft am Ende auch mir.

Hier der ganze Artikel: https://issuu.com/campus-d.de/docs/impulse_20-2-einsamkeit-online/6

Es grüßt Euer Pfarrer Otto Guggemos